Venedig, Markusplatz. Ein Wagen fährt mit quietschenden Reifen vor. Die Fahrertür öffnet sich, ein Mann steigt aus. Mit seinen stahlblauen Augen schaut er kurz nach links, dann nach rechts. Seine blonden Haare sitzen perfekt, genauso wie sein schwarzer Smoking. Er streicht sich über die Ärmel, überprüft kurz, ob seine Manschetten-Knöpfe sitzen und sagt: „Mein Name ist Bond. James Bond.“
Jeder, der diesen Satz hört, wird automatisch die dunkle, etwas raue Stimme in den Ohren und dazu das Bild von Daniel Craig vor Augen haben. Und obwohl Bild und Ton nahezu unzertrennlich sind, weiß jeder: Hier spricht weder Daniel Craig noch der bekannteste Geheimagent 007. Den meisten Frauen wird dies egal sein, während sie den gutaussehenden Schauspieler auf der Kinoleinwand anschmachten. Zumal Worte und Dialoge in den 007-Agentenfilmen ja eher zweitrangig sind. Aber wer ist dafür verantwortlich, dass auch jene treuen Fans ihren Lieblings-Agenten verstehen, die der englischen Sprache nicht mächtig sind?
Verführer und Komiker in einer Stimme
Er heißt Dietmar Wunder und ist Deutschlands bekanntester Synchronsprecher. Die Rollen des 50-Jährigen sind so unterschiedlich wie seine Laufbahn: Vom Optikerlehrling wechselte er zum Synchronschauspieler. Seitdem leiht er aber nicht nur Agenten mit einem Faible für Martinis seine unwiderstehliche Stimme und verführt mit ihr reihenweise Bond-Girls. Er weiß sie auch für durchgedrehte und alberne Slapstick-Comedians einzusetzen. Doch welche Rolle kann das sein?
Weibliche Bond-Fans sollten nun ganz stark sein: Es handelt sich um einen Kleidungsdesigner für übergewichtige Hauskatzen – der in gewissen Situationen eskaliert und sich daher Hilfe bei einem Therapeuten sucht. Zwar glänzt Adam Sandler in dem Hollywood-Streifen „Die Wutprobe“ aus dem Jahr 2003 – wie in allen seinen Filmen – und garantiert zuverlässig, dass sich der Zuschauer fremdschämt. Aber idiotisches Verhalten, vorpubertäre Späße und ausgeprägte Gesichtsakrobatik haben mit dem perfekten Mannsbild nur wenig zu tun.
Und genau hier liegt die Kunst der Synchronsprecher. Oft merkt der Zuhörer sogar nicht einmal, dass hinter den unterschiedlichsten Rollen ein und dieselbe Stimme steckt.